Serenissima – eine Reise durch die Wasserstadt Venedig

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Als kleines Mädchen – ich war ungefähr zweieinhalb oder drei Jahre alt – war ich das erste Mal in Venedig. Ich kann mich noch gut erinnern. Ich habe von einem Maskenverkäufer eine kleine  venezianische Maske geschenkt bekommen. Fasziniert von einer Märchenstadt mit Palästen und Gondeln, bin ich oft wieder zurückgekehrt. In den letzten Jahren fast jedes Jahr einmal. Venedig ist der Ort, an dem ich Kraft tanke und nebenbei immer wieder Neues entdecke und meine Kreativität angeregt wird.

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Viele sagen ja: „Venedig, so viele Touristen, gefällt mir nicht.“ Klar, wenn man sich in der gelben Zone (Sestiere San Marco) befindet, dann kann es schon mal eng werden. Die Gässchen sind ja auch nicht wirklich breit. Doch ich kann euch nur sagen, wenn ihr Venedig wirklich kennenlernen wollt, dann müsst ihr zwei Dinge berücksichtigen:

  1. Verbringt mindestens eine Nacht dort! Venedig gehört in der Nacht euch ganz allein. Die beste Zeit für Sightseeing, einen Schaufensterbummel oder einfach nur um die bezaubernden Palazzi zu bewundern.
  2. Bewegt euch abseits vom Touristenstrom! Neben dem Sestiere San Marco gibt es zahlreiche wunderbare Bezirke zu erkunden: Dorsoduro, Castello, Cannaregio, San Polo oder Lido. Jeder Bezirk hat seinen eigenen Charme. Hier findet ihr den venezianischen Alltag.

 

Ich habe für euch einige ausgewählte Tipps für einen unvergesslichen Venedig-Trip zusammengestellt.

Anreise
Die könnt ihr gemütlich mit dem Intercity Bus der ÖBB machen. Hin- und Rückfahrt von Klagenfurt (über Villach, Udine, Mestre) in der ersten Klasse kosten 60 Euro (Stand: September 2014). Unbedingt rechtzeitig buchen, ist fast immer ausgebucht – vor allem an den Wochenenden. Der Bus bleibt dann in Venedig Tronchetto stehen. Von dort kann man mit dem People Mover (kleiner Hochbahnzug) um 1,50 Euro zur Piazzale Roma fahren. Von dort geht es dann weiter mit dem Vaporetto (das sind die Linienboote der städtischen Verkehrsbetriebe ACTV). Von Tronchetto aus gibt es auch ein Vaporetto.

Natürlich kann man auch mit dem eigenen Auto anreisen. Man bedenke aber, dass hier dann noch die italienische Autobahnmaut und Parkgebühren dazu kommen. Hängt natürlich immer davon ab, wie viele Personen mitfahren und wie lange man in Venedig verweilen möchte.

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Kulinarik und tolle Locations
Wenn ihr auf Dorsoduro seid, dann geht ins Casin dei Nobili. Dort gibt es feine italienische Küche. Mittags serviert man euch dort ein preiswertes Mittagsmenü und abends eine fantastische Pizza. Dort kann es schon mal passieren, dass man neben einer rüstigen 100-jährigen Contessa sitzt, die einen dann in fließendem Deutsch fragt, von wo man denn ist. Das Service ist ausgesprochen nett und hilfsbereit. Letztens haben sie für ein amerikanisches Pärchen den Zeitplan fürs Vaporetto online nachgeschaut. Es gibt übrigens zwei Casin dei Noboli auf Dorsoduro: Eines ist in Dorsoduro 2765 (das ist der Durchgang bei der Piazza San Barnaba), das andere neben der Vaporetto-Station Zattere (Dorsoduro 924/25), dort war ich aber noch nicht. Am Donnerstag ist übrigens geschlossen.

Wenn ihr nur auf der Suche nach einem Snack seid, dann schaut ins Alla Toletta. Dort gibt es die größte Auswahl an Tramezzini, die ihr euch nur vorstellen könnt. Perfekt passt ein Gläschen Wein dazu. Den Espresso trinkt ihr auf dem Campo Santa Margherita im Caffè Rosso mit dem roten Holzverbau.

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Lust auf Häppchen? Dann probiert das Schiavi aus. Bestellt euch dort vier oder fünf Cicheti (kleine Snacks) und trinkt einen Wein an der Bar oder vor dem Laden. Die Cantinetta giá Schiavi liegt am Ponte San Trovaso, Dorsoduro 992. Wenn ihr den Ponte Trovaso hinunterspaziert, seht ihr nicht nur Gondelbauer bei der Arbeit, sondern gelangt auch zur Vaporetto-Station Zattere. Von dort könnt ihr mit dem Vaporetto hinüber auf die Insel Giudecca (-> Palanca) zum Hilton Hotel Molino Stucky (Giudecca 810) fahren. Dort erwartet euch nicht nur eine spektakuläre Dachterrassenbar, sondern auch ein unglaublicher Blick auf die venezianische Lagune. Die beste Tageszeit dafür? Bei Sonnenuntergang natürlich. Der Ausblick ist in den exklusiven Getränkepreisen inkludiert, aber man kann sich ruhig hin und wieder etwas gönnen, oder? Das Molino-Stucky-Gebäude war früher übrigens eine Getreidemühle. Die Dachterrasse ist in zwei Teile gegliedert: die Pool-Area mit der weißen Moët & Chandon Champagner Bar und die dunkle chillige Skyline Bar. Von hier aus kann man den Sonnenuntergang am besten beobachten.

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Wo trifft sich die Jugend von Venedig am Abend? Viele treffen sich bei der Rialto-Brücke. Zwischen dem Obst- und dem Fischmarkt stehen die Venezianer mit den Getränken auf den Plätzen und Gassen. Das ist typisch für Italien, denn die Bars sind relativ klein und durch das Rauchverbot spielt sich alles draußen ab -egal ob im Winter oder Sommer. – Auch auf dem Campo San Luca trifft man sich vor allem auf ein After-Work-Getränk, z.B. im Caffè alla Città di Torino.

Auf dem Campo San Luca befindet sich außerdem eine Filiale der Pasticceria Marchini. Dort gibt es neben italienischen Dolci auch Kaffee und Aperitifgetränke. Hier huschen die Italiener rein und raus, es ist ein ständiger Verkehr dort. Aber man kann hier toll die Einheimischen beim Quatschen und Artikulieren beobachten. Dort gibt es übrigens auch total süße Backformen zum Kaufen. Natürlich habe ich mir gleich eine mitgenommen.

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Zum Mittagessen geht’s ins Alla Rivetta. Es befindet sich im Castello genau  unter der Ponte Provolo. Dort trifft man neben ein paar Touristen auch Gondolieri und Einheimische. Hier wird typische venezianische Küche aufgetischt. Am besten, man lässt sich von den Kellnern inspirieren. Die sind alle bereits über siebzig, müssten längst nicht mehr arbeiten, aber sie lieben einfach ihren Job und unangenehme und lästige Touristen zu verschaukeln. Es ist immer lustig dort und da die Tische so eng aneinanderkleben, kommt man immer mit seinem Tischnachbar irgendwie ins Gespräch. Richtig charmant. Da kann es schon vorkommen, dass man von seinem Tischnachbar Kekse angeboten bekommt, die er gerade in einer Pasticceria gekauft hat. Das Einzige, was man hier nicht haben darf: Platzangst.

Nach dem Besuch der Biennale in den Giardini und im Arsenal kommt man auf einen Aperol Spritz und ein Panino im El Rèfolo in der Via Garibaldi zusammen. Hier sitzt man lässig auf Hockern draußen auf dem Platz und beobachtet die Menschen oder lauscht den Venezianern. Die Kunst-Biennale findet übrigens nächstes Jahr (Juni bis November 2015) wieder statt und sollte unbedingt einmal besucht werden. In den Giardini sind die Länderpavillons, in denen die Künstler aus dem jeweiligen Land ihre Kunstwerke präsentieren. Im Arsenal, das früher die Schiffswerft der Republik Venedig war, werden die restlichen Länder, die in den Giardini keinen Platz mehr haben, präsentiert. Neben der Kunst-Biennale gibt es auch noch die Biennale für Architektur, Tanz, Film, Theater und Musik. Da ist für jeden etwas dabei.

Solltet ihr im Winter oder Herbst in Venedig sein – zu dieser Zeit finde ich es eigentlich am schönsten, weil es „etwas“ ruhiger ist als in den Sommermonaten und die Stadt irgendwie am besten zur Geltung kommt, dann geht am Abend ins *****Hotel Metropole in die MET Oriental Bar (Riva degli Schiavoni 4149). Dort findet ihr eine unglaublich gemütliche orientalische Lounge mit einer exklusiven Tee- und Cocktailauswahl.

Zwischen September und April kann es immer wieder zu Aqua Alta kommen, dem ungeliebten Hochwasser – daher Gummistiefel einpacken. Natürlich ist es schlimm, wenn es Hochwasser gibt, aber die Venezianer nehmen die Situation sehr relaxt hin und das sollten auch die Besucher der Stadt machen. In den frühen Morgenstunden geht eine Sirene los, die signalisiert, dass die Flut kommt. Wenn man da beim Hotelfenster hinausschaut, ist alles normal. Man legt sich also wieder schlafen. Schaut man dann gegen sieben oder acht Uhr in der Früh noch mal hinaus, sind die Gassen sicherlich 20 – 30 cm hoch mit Wasser bedeckt. Das Aqua Alta erreicht seinen Höchststand um neun Uhr und bis circa elf Uhr verschwindet es dann auch wieder. Geschäfte, Bars und Restaurants schrubben danach noch das letzte Wasser raus oder pumpen es ab und ab Mittag herrscht in den meisten Teilen Venedigs wieder Normalzustand. Rund um den Rialto-Markt, auf dem Markusplatz und bei der Vaporetto-Station Zattere auf Dorsoduro bleibt meist noch Wasser zurück. Zweimal habe ich das Aqua Alta bereits miterlebt. Ist schon eine spezielle Erfahrung, die man da macht.

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Shoppingtipps
Ja, wenn ich nach Venedig fahre, dann nehme ich schon immer ein großes leeres Sackerl mit für meine Mitbringsel. Es gibt abseits des Mainstreams tolle Greißler und Spezialitätengeschäfte, kulinarisch und handwerklich. Eines davon ist das Charta Venezia. Wenn man die Auslage zum ersten Mal sieht, glaubt man nicht, dass man sich erstens gerade mitten in Venedig befindet und zweitens dass so etwas Schönes und Kreatives irgendjemand auch herstellt. Hier werden nicht nur Märchenbücher wie „Pinocchio“, „Der Zauberer von Oz“ oder „Der kleine Prinz“ mit einem unglaublich schönen Ledereinband aufgemacht, sondern man kann auch wunderschöne Notizbücher und Lesezeichen mit Charakteren aus „Alice im Wunderland“ oder ganz verrückte mit Jack Skellington  finden. Ich bin zwar kein Gothic-Fan, aber in diesem Shop könnte ich zu einem werden. Die Preise sind natürlich etwas teuer, aber es ist alles handgemacht und jeden Euro wert. Eine weitere inspirierende Papierhandlung findet ihr im Castello-Viertel. Dort freuen sich Stefano Casati und Paolo Scalabrin, euch ihre handgefertigten Papierwaren im Laden (Castello 4977/B) zu zeigen. Neben Notizblöcken findet ihr allerlei aus marmoriertem Papier. Es wird hier alles selbst hergestellt und gehört wie Charta Venezia dem Slow-Venezia-Lebensstil an.

Wenn ihr Kinder habt, schaut euch im Sestiere Dorsoduro um. Dort gibt es an einer Ecke auf der Piazza Barnaba ein tolles Geschäft mit Holzspielzeug und in der Nähe des Campo San Margherita (Dorsoduro 3683) befindet sich das Videomat Service di Giove Marzia, ein kleiner Videoladen und Kinderspielzeuggeschäft. Dort haben sie voll die süßen Sachen, außerdem tolle bunte Taschen. Ein Paradies für Mädchen.

Wenn ihr auf der Suche nach Süßigkeiten seid, dann geht in die Dolceria delle Maschere. Ihr findet sie entweder im Sestiere Cannaregio 4383 auf der Strada Nova oder in der Calle die Fabbri in San Marco 4674. Dort bekommt man total süße Dosen gefüllt mit Biscotti. Oder man kauft venezianisch verpackte Karamellstangen – auch Brullé genannt – in der Pasticceria Rizzardini in San Polo, Campiello dei Meloni 1415. Wer dann noch immer Heißhunger auf etwas Süßes verspürt, sollte die Pasticceria Rosa Salva in San Marco 5020 aufsuchen. Die Kalorien verbrennt man eh wieder, wenn man von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit schlendert.

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Venedig entdecken
Neben den wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie der Rialto-Brücke, dem Dogenpalast, der Markuskirche und dem Campanile solltet ihr auch noch folgende Venedig-Impressionen sammeln: Auf alle Fälle mit dem Vaporetto fahren, einfach mal einsteigen und losfahren. Den salzigen Wind auf eurer Haut spüren und Venedig von außen betrachten. Wenn ihr nun schon auf dem Vaporetto unterwegs seid, dann macht einen Abstecher auf die Insel Lido. Dort finden übrigens die Filmfestspiele statt. Spaziert die Via Elisabetta entlang, genießt in einem Café oder eine Erfrischung und spaziert bis zum Strand hinunter. Einfach gerade ausgehen. Im Herbst und im Winter seid ihr hier fast ganz  allein. In den Sommermonaten füllt sich der Strand, wie man es eben in Italien gewohnt ist. Badesachen nicht vergessen! Natürlich ist es nicht der schönste Strand weit und breit, aber eine feine Abkühlung. Zurück auf dem Vaporetto solltet ihr noch die Inseln Murano und Burano besichtigen. Murano ist für ihre Glasbläsereiproduktion bekannt. Auf Murano befindet sich auch das Museum für Murano-Glas (Museo del Vetro) und in einigen Glasbläsereien können die Meister bei der Arbeit beobachtet werden. Burano, die kleine Insel, ist bekannt für ihre bunten Häuschen und fürs Klöppeln. Spitzendeckchen und Spitzenhauben, wohin das Auge reicht.

Generell muss ich euch noch sagen, dass ihr aufpassen müsst, wo ihr einkauft, denn oft ist es mehr Schein als Sein. Es kommen viele Asiaten nach Venedig und eröffnen hier Souvenirshops, leider nicht mit venezianischen Produkten, sondern mit asiatischer Billigware. Vertraut eurem Gefühl, ob es ein guter oder schlechter Shop ist.

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Wenn ihr im Sestiere Cannaregio unterwegs seid, dann schaut ins Ghetto, das 1516 entstanden ist. Hier wohnte die jüdische Gemeinde auf engstem Raum zusammen. Die Wohnungen waren teilweise nur 1,60 m hoch, damit mehr Menschen Platz hatten. Auch heute noch kann man die melancholische Stimmung einfangen. Neben Synagogen findet ihr auch leckere koschere Bäckereien. Für Kunstliebhaber empfehle ich neben der Biennale das Peggy Guggenheim Museum. Hier unbedingt in den Garten am Ufer des Canale Grande hinausgehen. Wer keine moderne Kunst mag, der sollte die Galerie dell‘ Accademia besuchen. Dort erwarten euch rund 800 Kunstwerke der bekanntesten venezianischen Maler.

Wer sich keine Gondelfahrt leisten möchte, der nimmt ein Traghetto. Die sind für die Überfahrt von einer zur anderen Seite auf dem Canale Grande zuständig. Und so kostet eine Gondelfahrt zwischen 50 Cent und 1,50 Euro. Sehr günstig, oder? Natürlich teilt man sich die Gondel dann auch mit ein paar anderen Passagieren. Aber lustig ist es auf alle Fälle. Die meisten Traghetti fahren übrigens nur vormittags.

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Zum Abschluss noch ein paar cineastische und literarische Tipps, bevor ihr nach Venedig reisen wollt:

  • Casanova – mit dem legendären Heath Ledger in der Hauptrolle
  • The Tourist – actionreich mit Angelina Jolie und Johnny Depp
  • Casino Royal – mit James Bond durch Venedig
  • Commissario Brunetti – auf Mörderjagd durch die engen Gassen mit dem Commissario

 

 

Dieser Beitrag wurde übrigens auch von imsüden.at publiziert. An dieser Stelle vielen Dank.
Schaut doch mal auf die Seite, ihr werdet staunen was im Süden alles passiert.

imsueden

Alles Liebe,

eure Nicole

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4 Gedanken zu “Serenissima – eine Reise durch die Wasserstadt Venedig

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